Kann Holz die fossilen Brennstoffe ersetzen?
Holzverbrennung liegt im Trend. Daraus resultiert jedoch eine steigende Belastung für unsere Wälder. Im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energien ist der Rohstoff Holz nicht unendlich verfügbar. Wie klimafreundlich ist die Energie aus dem Wald wirklich und wie viel können wir unseren Wäldern noch zumuten?
Holz als Energiequelle
Wärme und Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu erzeugen, hat in den letzten Jahren immer mehr an Beliebtheit gewonnen. Ein stärkeres Bewusstsein für Umwelt und Natur hat sich in der Gesellschaft und der Politik etabliert. Das sieht man nicht nur am deutschen Atomausstieg und der daraus resultierenden Energiewende, sondern auch an einem klaren globalen Trend weg von fossilen Brennstoffen. Seither werden erneuerbare Energiequellen als Schlüssel zur globalen Energieversorgung betrachtet. Besonders beliebt ist dabei Holz als Brennstoff. Seit 2014 kommt in Deutschland fast ein Drittel aller erneuerbaren Energien aus der Holzverbrennung – europaweit betrachtet sogar knapp die Hälfte. Durch die wachsende Nachfrage an Brennholz verändert sich allerdings auch die Forstwirtschaft grundlegend. 2010 wurde das erste Mal mehr Holz verbrannt als stofflich genutzt. Es stellt sich unweigerlich die Frage: wie viel können wir unseren Wäldern noch zumuten?
Belastung durch Brennholz
Ohne Frage ist die Belastung für den Wald mit wachsender Nachfrage nach Brennholz stark gestiegen. Aktuell werden in Deutschland schon fast alle verfügbaren Ressourcen in den Wäldern genutzt – es wird am Limit geschlagen. Das Kaskadenprinzip der Holznutzung ist bedroht. Mit durchschnittlich 300 Vorratsfestmetern Holz pro Hektar sind die deutschen Wälder jedoch vergleichsweise dünn bewachsen. Ein Vorratsaufbau auf bis zu 600 Vorratsfestmetern Holz pro Hektar sind durchaus denkbar. Durch eine Aufforstung würde auch das Problem beseitigt, dass zunehmend mehr Waldholz als Altholz verarbeitet wird. Dementsprechend gibt es noch Luft nach oben, sollte in den kommenden Jahren weiter aufgeforstet werden. Es muss jedoch stärker darauf geachtet werden, dass die Nutzung der Kronenbereiche – welche neuerdings zu Pellets oder Briketts verarbeitet werden – eingeschränkt wird. Nur so kann sich der Wald selbst mit wichtigen Nährstoffen wie Magnesium und Kalk versorgen, was für eine nachhaltige Forstwirtschaft unbedingt nötig ist.
Grün, grau, schwarz – Raubbau in Osteuropa
Zwar werden auf der ganzen Welt große Mengen an Holz legal und illegal gefällt, jedoch findet der größte Raubbau praktisch vor unserer Tür statt. Alleine in Rumänien wurden zwischen 2000 und 2011 fast 300 000 Hektar intakte Waldfläche abgeholzt – das entspricht in etwa der Fläche, die der globale Maisanbau insgesamt beansprucht, oder der zehnfachen Fläche des Bayerischen Waldes. Rumänien bildet dabei aber nur die Spitze des Eisberges, denn zu den globalen Hotspots beim Verlust von intakter Waldfläche zählen neben Rumänien noch Polen, Weißrussland, Litauen, Ungarn, die Slowakei, Schweden und Österreich. Die negativen Auswirkungen auf die Tierwelt und das gesamte Ökosystem sind unfassbar groß. Nicht zuletzt, weil die osteuropäischen Wälder die letzte Heimat für viele vom Aussterben bedrohte Tierarten wie Wölfe, Luchse und Bären sind. Es ist dringend notwendig, diesen unkontrollierten Raubbau zu stoppen und einen verantwortungsvollen und nachhaltigen Plan für die Nutzung der osteuropäischen Wälder zu schmieden.
Klimafreundlich aber begrenzt
Trotz sinkendem Ölpreis und mildem Winter kann man davon ausgehen, dass sich Holz auch in Zukunft als zuverlässige und langfristige, erneuerbare Energiequelle behaupten kann. Allgemein gilt Holz als ein klimaneutraler Brennstoff – die Verarbeitung und der Transport von Holz erzeugt jedoch Treibhausgasemissionen. Fachleute stufen deshalb Holz nur als bedingt Klimaneutral ein, obwohl selbst bei einer intensiven Forstwirtschaft die Klimabilanz noch um ein vielfaches besser ist als bei jedem fossilen Brennstoff. Holz ist also klimafreundlich und erneuerbar, aber im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energiequellen wie Wasser-, Wind- und Sonnenenergie, nicht unendlich verfügbar. Dies zeigt sich vor allem bei der Nutzung von Holz als Wärmeenergiequelle. Trotz der vergleichsweise intensiven Nutzung, wird in Deutschland aktuell nur ca. 6% der Wärmeenergie aus Holz gewonnen. Das macht deutlich, das Holz nur begrenzt als Ersatz zu den fossilen Brennstoffen genutzt werden kann. Trotzdem kann durch eine regionale und verantwortungsvolle Forstwirtschaft eine große Menge an Treibhausgasen und Emissionen eingespart werden.
Quelle: Spektrum der Wissenschaft